Ein Beitrag von Roel Smabers
ChatGPT hat der breiten Öffentlichkeit gezeigt, dass Computer mittlerweile sehr lernfähig sind. Aber wir wissen ja schon seit mindestens 20 Jahren, dass dies möglich ist und dass es eines Tages auch eine Anwendung geben wird, die alle Menschen plötzlich aufwachen lässt. Hinter den Kulissen der großen Technologieunternehmen wird diese Methode schon seit mindestens 20 Jahren angewandt. Die Suchmaschine Alta Vista – ich verwendete diese zwischen 1995 und 2001 – war eine der ersten öffentlich verfügbaren Suchmaschinen, die eine „intelligente“, auf Algorithmen basierende Suche ermöglichte.

Ein großer Durchbruch
Auch „Alta Vista“ war damals ein Durchbruch. Die breite Öffentlichkeit hat mitbekommen, was es bedeutet, wenn man keinen 30-bändigen Brockhaus mehr im Schrank stehen hat, um anderen zu sagen, „wie der Hase läuft“. Was für ein Platz, der dadurch im Haus entsteht. Es wurde ebenfalls deutlich, dass Wissen nicht nur den Menschen vorbehalten war, die studiert hatten oder sich einen Brockhaus leisten konnten. Die wichtigste Erkenntnis war jedoch genau die gleiche wie bei ChatGPT: Plötzlich erkennt eine große Gruppe Menschen die Auswirkungen von Technologie.
Blitzschneller Wissensaustausch
Das Witzige daran ist, dass die Studierenden dies in vielen Fällen viel früher erkannt haben als ihre Dozierenden. Sie brauchen keine Lehrer:innen oder Brockhaus-Bände mehr, die ihnen sagen, was man mit ChatGPT machen kann. Studierende teilen dieses Wissen in Windeseile auf Plattformen.
Was ebenfalls hilfreich sein kann, ist eine Schnittstelle, die uns dabei hilft zu verstehen, was ChatGPT ist und wie es funktioniert: dass dort ein unbekannter, fortlaufender Text ensteht, der den Eindruck erweckt, dass etwas oder jemand in diesem Moment für uns arbeitet, um ein Stück Text zu erstellen. Dies trägt zur Funktion und zum Verständnis des Chatbots bei.
Zurück zu Stift und Papier?
Der Chatbot wird immer besser. Und es werden bald noch weitere kommen. Die Studierenden werden bald noch bessere Möglichkeiten finden, Texte zu erstellen. Es wird eine Chatbot-Software zur Plagiatserkennung geben. Dadurch entsteht also zunächst ein Wettstreit. Aber das ist natürlich keine Lösung für ein Problem, das wir noch nicht genau kennen. Eine typische „Pawlowsche Reaktion“. Natürlich wäre es auch nicht verwunderlich, wenn die Chatbots selbst eine Art „Plagiatslösung“ entwickeln würden. Oder, dass wir die Studierenden durch einen Körperscan in einen Raum mit vorbereiteten Geräten führen, mit denen man nichts anderes tun kann als einen Test zu schreiben oder einen Aufsatz zu verfassen? Oder sind Stift und Papier vielleicht die Lösung?
Repression ist keine Lösung
Aber es bleibt eine Notlösung. Wo genau liegt denn das Problem? Das Problem kann doch nicht sein, dass die Studierenden immer schlauer werden? Oder dass technologische Fortschritte gemacht werden, die an sich ziemlich harmlos sind? Oder liegt das Problem darin, dass das System, mit dem wir versuchen, die Realität zu erfassen, nicht den Anforderungen entspricht?
Oder sollten wir uns der Tatsache stellen, dass dies die Realität ist? Und dass wir die Elemente, die unsere Bildung wertvoll machen, weiter stärken müssen. Eine Fachkraft, die einem Studierenden zeigt, wie man eine Handlung ausführt. Oder Coaching. Oder Supervisor:innen stehen bereit und geben Feedback. Und dass wir künstliche Intelligenz und Chatbots nutzen können, um uns zu helfen. Zum Beispiel, um uns bei der Frage „Was ist gutes Feedback?“ zu helfen. Oder können wir uns auch von intelligenter Technologie helfen lassen, schriftliches Feedback zu bewerten oder zu klassifizieren?
Die Verwendung von fortschrittlicher Technologie
An letzterem arbeiten wir bei Scorion. Wir wollen herausfinden, wie wir die riesige Menge an gesammelten Daten zum Nutzen der Bildung einsetzen können. Gemeinsam mit Universitäten und Hochschulen untersuchen wir, wie wir die fortschrittliche Technologie auf diese Weise nutzen können.